Samstag, 27. Juni 2009

kunstgeschichte

Orientalische Dynastien, Kreta und Griechenland

Auf den unzähligen Inseln der Agäis entwickelten sich in der Bronzezeit unter ägyptischem und mesopotamischem Einfluß eine Hochkultur, die 1. in Europa. Das bedeutendste Zentrum enstand auf der Insel Kreta.

Die Aufsplitterung in viele kleine Inseln verhinderte eine totale Zentralisierung wie im Niltal. Die Lage am Meer und die relative Unfruchtbarkeit der Insel Kreta begünstigte den Handel. Der König und oberste Priester war gleichzeitig erster Handelsherr. Kreta war nah genug von Ägypten, Syrien und Mesopotamien gelegen, um mit diesen Ländern Handel zu treiben, aber weit genug, um vor einem Machtübergriff gesichert zu sein. So lebte die Insel jahrhundertelang in Frieden. Auf Grund des Einflusses von Ägypten und Mesopotamien gelang den Minoern auf Kreta ein großer "Entwicklungs-Sprung" vom Neolithikum in die Bronzezeit! Die rasche Entwicklung zu einer handelstreibenden Stadtkultur und die schwach ausgebildete Zentralisierung ermöglichte ein weitgehendes Weiterleben der neolithischen Gentilordnung mit ihren vorpatriarchalen Prinzipien. (...)

Die Frau ist in der Kunst als Göttin, als Athletin und reich geschmücktes Mädchen ein

Hauptthema der minoischen Kunst.

In den Fresken und Vasenmalereien widerspiegelt sich einerseits die enge Beziehung zur Natur, die an die eben erst überwundene Steinzeit erinnert, anderseits die Distanz zu dieser Natur. Den Steinzeitmenschen, die direkt und ausschließlich von der Natur abhingen, war es unmöglich ein derart gefühlsbetontes und stimmungsvolles Verhältnis zu den Schönheiten der Tier- und Pflanzenwelt zu entwickeln.

Die Religion scheint in Kreta, auf Grund der oben genannten Charakteristika (schwach ausgebildete ges. Zentralisierung, Konzentration auf Handel, Nähe zur Steinzeit), keine zentrale Rolle gespielt zu haben wie in Ägypten. Wir kennen überhaupt keine Tempel und nur kleine weibliche Götterfig. Die Kunst trug ausgesprochen profanen Charakter.

Die “minoische” Kultur beeinflußte auch das griech. Festland und die kleinasiatische Küste. Es entstanden die Städte Mykene, Tyrins, Theben und Troja.

Die griech. Plastik, die ja für die gesamte weitere Entwicklung der abendländischen Kunst von entscheidender Bedeutung war, verdankt ihre Entstehung der schöpferischen Weiterentwicklung bereits bestehender Formen. Hier war die Auseinandersetzung mit Ägypten maßgebend.

Der Typus des Stehenden mit den geballten gerade am Körper anliegenden Armen und der spezifischen Schrittstellung (ein Bein leicht vors andere gesetzt) und der klaren Frontalität entspricht genau dem ägyptischen Vorbild. Aber im Motiv allein liegt noch nicht die eigentliche Aussage eines Kunstwerks.

Thematisch handelt es sich bei dem äg. Bsp. um einen Pharao, also um den König und obersten Priester. Die griech. Figur ist ein Jüngling, ein sog. Kouros, eine adlige Athletengestalt.

In der formalen Durchgestaltung fallen ebenfalls grundlegende Unterschiede auf:

die äg. Fig. ist keine Freifigur. Die Rückenpartie ist mit dem Stein verwachsen, aus dem sie gemeißelt ist. Mensch und Steinmasse bilden eine Einheit, der Mensch hat sich vom Stein nicht gelöst, er bildet eine notwendige Stütze für ihn. Nicht nur die Rückenpartie ist mit dem Stein verwachsen, auch Kopf, Arme und Beine sind durch den Stein gebunden.

Der griech. Kouros hingegen steht frei. Der Mensch hat sich vom Stein von der Natur, gelöst. Zwischen seinen Beinen und Armen ist Freiraum. Der Schritt nach vorn birgt in der Tat potentielle Bewegung. Die ganze Konzeption des Stehens ist grundlegend verschieden.

Bei der äg. Statue beruht die Standfestigkeit auf der Massengravitation, auf der Trägheit einer einheitlichen, anorganischen Masse. Bei der griech. Figur hingegen bedeutet Stehen Resultat von steigenden und fallenden Kräften. Stehen ist die Durchdringung von Bewegungskräften, von Spannungen. Stehen ist das Vermögen der Eigenenergie des Körpers. Stehen ist bewußter Akt des menschlichen Organismus. Diese Grundprinzipien griech. Plastik lassen sich bereits bei dem frühen, vom äg. Vorbild abhängigen Kouros beobachten.

Für die Griechen stand, wie wir sahen, die Gestaltung des Menschen im Zentrum ihrer künstlerischen Produktion.

Deshalb ist die Plastik das wichtigste Medium griech. Kunst. Die Auffassung wirkt sich auf die übrigen Medien aus: in der Keramik (ich erinnere an die geom. Amphore) wird der plastische Körper des jeweiligen Gefäßes betont.

So ist auch die griech. Architektur weniger eine Raumkunst als eine plastische Kunst. Der griech. Tempel besteht aus einer Zella, die das Standbild beherbergte und einem Säulenkranz. Das Standbild in der Zella ist wiederum von Säulen, also plastischen Elementen flankiert; die Mauer tritt als ästhetisches Element zurück. Die Opferhandlungen wurden aber vor und nicht im Tempel begangen, das heißt: der Innenraum der Zella blieb für die ästhetische Wirkung des Tempels unbedeutend. Allerdings müssen wir uns klar sein, daß der plastische Charakter durch den Erhaltungszustand, wo Dach und Zellawände fehlen, verstärkt wird.

Der Innenraum spielt also praktisch keine Rolle, außen und innen wird die Wirkung des Tempels durch die Plastik seiner Säulen bestimmt.

Der plastische Charakter der Tempel wird im allg. auch durch ihre Anlage hervorgehoben. So liegt das Parthenon bezeichnenderweise nicht in der Achse der Propyläen. Dem Betrachter, der die Akropolis besteigt, bietet sich keine frontale Fassade, sondern ein schräg gestelltes Objekt, wo Vorder- und Seitenansicht zugleich im Blickpunkt liegen.


Knossos Palast



Knossos Palast, Rekonstruktion



Poseidon von Artemision



Doryphoros d. Polyklet



Parthenon



Parthenon, Rekonstruktion



Gruppe von drei Göttinen



Aristoteles



Laokoon-Gruppe



Aphrodite v. Melos

kunstgeschichte

Ägypten

In Ägypten und Mesopotamien war die Entwicklung am raschesten vorangegangen. Das Niltal in Ägypten war enorm fruchtbar, bei den damaligen Produktionsverhältnissen jedoch für die Ackerbauern eine Katastrophe: die Äcker verdörrten in den Trockenperioden, in den Regenzeiten drohten furchtbare Überschwemmungen. Diese Situation konnte nur durch ein kompliziertes Bewässerungssystem verändert werden. Das Bewässerungssystem brachte aber

notwendig eine Arbeitsteilung in eine kleine Schicht von Organisierenden und eine Masse von Ausführenden mit sich und ebenso eine ganz straffe, zentrale Leitung. Es entstand eine Oberschicht von Priestern und Beamten, die für die Organisation, das Studium der Astronomie (Vorhersage von Überschwemmungen) und anderer für die Bewässerung notwendiger Wissenschaften verantwortlich waren. Zusammengefaßt wurde diese Gesellschaft vom Pharao.

Den vollkommensten künstlerischen Ausdruck findet diese despotische Gesellschaft in den Pyramiden: eine unerschütterliche Hierarchie von Steinen, die in 1 Punkt gipfeln, eine Masse von Steinblöcken, die tragen und nur 1 Stein, der getragen wird.

Die Pyramiden waren Grabmonumente für die Pharaonen und zugleich Repräsentation ihrer Macht.

Bedeutung des Todes: Die ganze Kunst ist wesentlich auf den Tod bzw. das Weiterleben nach dem Tod ausgerichtet. Die Plastik und die Malereien in den Pyramiden waren nicht sichtbar. Für die Ägypter war der Pharao eine Art Gott; für sein Weiterleben im Jenseits musste unbedingt Sorge getragen werden: sein Gefolge und Essen musste ihm beigegeben werden. Urspr. wurde tatsächlich das Gesinde bei seinem Tod getötet, dann ersetzte die Kunst die tatsächlichen Menschen.

An einmal gefundenen Formen wurde eisern festgehalten. Dennoch stellt die ägyptische Kunst eine entscheidende Weiterentwicklung dar: die Plastik bildet die Voraussetzung für die griechische und damit die Voraussetzung für die Entwicklung der Plastik schlechthin, die Architektur entsteht in Form von Pyramiden, Tempelbauten mit Säulen und rechteckigen Häusern. (Dies ist nicht selbstverständlich, da die neolit. Häuser teilw. rund bzw. kegelförmig waren.) Mit der Verhüttung und Verarbeitung von Bronze und Kupfer entsteht ein raffiniertes Kunsthandwerk, der Ursprung vieler unserer Möbel und auch unseres Geschirrs sind hier zu finden.


Gizeh, Pyramide


Gizeh, Pyramiden



Gizeh, Pyramiden, Zeichnung v. oben



Hochrelief, Pharao



Hatschepsut Tempel bei Luxor



Eingang zum Karnak Tempel in Luxor


Kaemheset



Montag, 11. Mai 2009

kunstgeschichte


Kunst der Urgesellschaft

Bis zum Ende des 19.Jhs. war die Kunst der Urgesellschaft vollkommen unbekannt. Erst gegen Ende des 19.Jhs. und zu Beginn unseres Jhs. wurden die Höhlenmalereien, die Felszeichnungen und die künstlerischen Obj. auf Stein und Knochen entdeckt. Im späten 19. Jh. begann man sich mit Animismus, Totemismus und Ethnologie zu beschäftigen, jetzt wurden die urzeitlichen Funde bedeutsam.

Die Gesellschaft zur Entstehungszeit der Kunst bestand aus Jägern und Sammlern, d.h. es gab noch keine eigentliche Arsbeitsteilung. (Außer der sog. "natürlichen", daß die Männer vorwiegend jagten und die Frauen sammelten, vielleicht Kleinwild jagten (Artemis) und die Feuerstelle bewachten). Alle Mitglieder der Gesellschaft machen dasselbe, es wird gemeinsam gejagt und gemeinsam konsumiert. Der Jäger ist identisch mit dem Künstler-Handwerker, der z.b. seinen eigenen Pfeil selbst künstlerisch gestaltet. Aus der Ethnologie kennen wir Bsp., wo praktisch alle Mitglieder der Gesellschaft in den künstlerischen Prozeß miteinbezogen sind, anderseits aber auch spezielle Magier, die für bestimmte Zweige der bildenden Kunst verantwortlich sind.

Thematik dieser Kunst kreist ausschließlich um das Tier, die Jagd und die eigene Fortpflanzung in Form der Fruchtbarkeit der Frau. d.h. die Kunst verarbeitet Erfahrungen, die allen gemeinsam sind.

Es wurden eine ganze Reihe Höhlenmalereien entdeckt, v.a. im franco-kantabrischen Raum, aber auch in Italien und auch im Ural. Die Malereien zeigen ausschließlich Tierdarstellungen, ganz selten Jagdszenen, erst im ausgehenden Paläolithikum finden wir Szenen; diese hier aus Lascaux ist in ihrer Komplexität und in ihrem schwer deutbaren Inhalt eine Ausnahme. Weiter gibt es weibliche Statuetten aus Stein oder Knochen, deren Fundstellen vom südl. Europa bis Sibirien, von Spanien bis in den Ural reichen und formal weitgehend übereinstimmen.

Die Funde beweisen, daß die Kunst bei ihrer Entstehung naturalistische und abstrahierende Elemente aufweist. Es treten schon ganz zu Beginn Vorformen von Ornamenten auf und auch stark von der sichtbaren Realität abweichende, schematisierte Formen.

– Die Tierdarstellungen der Höhlenmalereien sind naturalistisch. Das Tier wird in seiner Erscheinungsform, in seiner Bewegung und seinem Ausdruck genau und lebendig wiedergegeben.

– Die Frauenstatuetten hingegen sind anders gearbeitet, hier wird auf eine durchgehend naturalistische Widergabe verzichtet. Einzelne Körperpartien werden überdimensional betont, andere praktisch eliminiert. Betont werden Brüste, Hüfte und Hinterteil, also die Elemente, die bei der Erhaltung der Art eine besondere Rolle spielen, welche die Fruchtbarkeit symbolisieren. Gesicht, Hände und Beine hingegen werden reduziert und schematisiert.

Ethnologie liefert unwiderlegbare Beweise, dass in den primitiven Kulturvölkern die Kunst ins gesellschaftliche und kultische Leben miteinbezogen ist und dort eine zentrale Rolle spielt.

Heute ist die weitverbreitetste Interpretation die Magie Theorie.

Sie stützt sich auf die Erkenntnis, daß in der Urgesellschaft des Paläolithikums das Denken der Menschen von magischen Vorstellungen beherrscht war, also daß das religiöse Denken im engeren Sinn noch nicht ausgebildet war. Die magische Vorstellung beinhaltet, daß der Mensch durch ihm innewohnende Kräfte mittels Zauberei Herr werden kann über die Natur, in diesem Fall über das Tier. Durch den Akt des Malens wird nun das Tier an die Wand gebannt und durch Jagdzauber gleichsam in die Macht des Menschen gebracht. Diese Interpretation wird gestützt durch die vergleichende Ethnologie und durch konkrete Benützungsspuren in den Höhlen und an den WM.



Lascaux, Frankreich


Lascaux, Hirsche, Pferde


Lascaux, Chinesisches Pferd



Megalith. Gefäße


Venus von Willendorf